Männlichkeit und männliche Archetypen

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Traditionelle Definitionen von Männlichkeit beinhalten Attribute wie Unabhängigkeit, Stolz, Widerstandskraft, Selbstbeherrschung und körperliche Stärke. (Wesensmerkmale, die selbstverständlich nicht allein Männern vorbehalten sind.)

Ich betrachte Männlichkeit vorzugsweise in archetypischen Bildern. Der Held/Krieger ist wohl die bekannteste und am meisten verehrte Gestalt. Alle Männer, insbesondere Jungen und junge Männer, träumen davon, den Mut, die Risikobereitschaft, die Härte, den Grips und die Geschicklichkeit eines Kriegers zu haben.

Andere Archetypen sind der Weise, der dem Mann der Tat (also dem Helden/Krieger) teilweise als Denker dient; der Sohn/Liebhaber, ein ewiger Jüngling, viel versprechend, spielerisch, fantasievoll, künstlerisch begabt, voll romantischer Sehnsüchte und sinnlicher Gelüste; und der König. ”Herrsche über dein Leben,” ist seine Botschaft an einen Mann.

”Handle” befiehlt der Krieger. ”Denke nicht, handle.” ”Denke” entgegnet der Weise. ”Gebrauche deinen Verstand. Mach dir die enorme Macht des Denkens zunutze.”

”Fühle,” meldet sich der Sohn/Liebhaber zu Wort. ”Folge deinen Gefühlen. Hör auf dein Herz.”

Keiner wird vom Dienen ausgeschlossen, am allerwenigsten der König. ”Ich bin jetzt 80 Jahre alt,” sagt ein Herrscher, ”und ich kenne nichts anderes als Dienen. Um mich mache ich mir keine Sorgen,” sagt er als er nach seinem sich rasch verschlechternden Gesundheitszustand  befragt wird. ”Meine Sorgen haben sich nie um mich gedreht.”

”Von mächtigen Symbolen geht immer eine unantastbare Autorität aus,” schreiben die Autoren von Der heilige Gral und seine Erben , ”die nur durch angreifbarere Formen der Macht kompromittiert werden können.” Der König ist, seine Funktion liegt mehr im Sein als im Tun; er herrscht, aber er regiert nicht.

Der König regiert sein Königreich nicht, er ist sein Königreich, die Personifizierung seines Territoriums ebenso wie die Verkörperung seines Volkes in Person.

Im archetypischen Bild der Familie ist es die Mutter, die regiert, während der Vater die Regeln aufstellt.

Vater und Mutter haben in Bezug auf das Kind unterschiedliche Funktionen. Natürlich erziehen, beschützen und ernähren beide, aber der Vater konzentriert sich mehr darauf, das Kind für das Leben außerhalb der Familie vorzubereiten. Er bereitet das Kind auf eine recht unbarmherzige Welt vor. (Siehe hierzu die Analyse der Geschichte vom jüdischen Vater und seinem Sohn in James Hillman’s Essay ”Betrayal” in Loose Ends …)

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Ohne die Verbindung zum Vater kann ein Mann seinen Weg in der Welt nicht finden oder er kommt auf dem eingeschlagenen Pfad nicht vorwärts und hält nicht durch; er lässt sich leicht verleiten oder beeinflussen. Ohne die Verbindung zur Mutter kann er sich und andere nicht nähren; die Selbstkritik nimmt überhand, wird nicht von einem gesunden Selbstbewusstsein überprüft. Ohne die Verbindung zum Helden fehlen ihm Antrieb und Motivation, schreckt er vor Herausforderungen zurück, vermeidet er Risiken. Ohne die Verbindung zum weisen Mann (oder der weisen Frau) fällt es ihm schwer, den Sinn seines Lebens oder seiner Rolle als Mann zu erkennen; seine Handlungen mögen auf Ziele ausgerichtet sein, dienen aber anscheinend keinem Zweck. Ohne die Verbindung zum Kind mangelt es ihm an Lebhaftigkeit und Frische, birgt die Zukunft für ihn nicht viel Erfreuliches, scheint das Dasein um ihn herum öd und leer wie eine Wüste.