Übers Boxen
Worum es sich im Männerworkshop dreht
Wer nie an einer körperlichen Auseinandersetzung beteiligt war — und das ist bei Vielen, die am Workshop teilnehmen, der Fall — weiss vieles von sich nicht.
Im Workshop kämpfen die Männer, um Schläge auszuteilen und einzustecken — um ihre Angst vorm Austeilen und Einstecken harter Schläge zu überwinden. Sich durchboxen oder unterliegen. Man kann sich nicht durchboxen, wenn man nicht willens und fähig ist, Schläge einzustecken.
Es ist gleichermaßen die Angst vor den Genossen des eigenen Geschlechts wie die Liebe und das Begehren nach dem anderen Geschlecht, was einen Mann bewegt, mit einer Frau zusammenzusein. Er glaubt, dass es sicherer sei, mit einer Frau zusammen zu sein als mit anderen Männern.
Zwei große Ängste bewirken, dass Männer sich voneinander fernbleiben. Die eine ist die Angst vor Gewalt, die andere ist die Angst, dass der Kontakt sexuell werden könnte. (Eine noch größere, die Kombination von beiden, besser bekannt als homosexuelle Vergewaltigung.)
In meinem Workshop kämpfen Männer, um Freunde zu werden. Das heißt, Männer treten gegeneinander zum Boxen an, um einen gemeinsamen Feind zu bekämpfen — ein abscheuliches, doppelköpfiges Ungeheuer in dem Fall.
“Boxen,” schreibt Norman Mailer, “… weckt zwei unserer tiefsten Ängste. Da regt sich nicht nur die Angst, verletzt zu werden, die bei mehr Männern, als es zugeben wollen, beträchtlich ist, auch die gegenteilige Furcht, andere zu verletzen — gleichermaßen uneingestanden. Die zweite Angst beruht zum Teil auf der leicht verständlichen Gleichung, je härter man seinen Gegner trifft, desto freier fühlt er sich zurückzuschlagen …”
Eine Idee, die im Zentrum von Mailer’s Denken steht: Keine Liebe ohne Mut.
Mein Zusatz: Stellt sich ein Mensch seinem wahren Feind, beginnt er, um sich herum nur noch Freunde zu sehen.