Feedback von Ulrich Mengel,
Heilpraktiker in Köln
19. Juli 2009
Initiation tut Not. Auch fehlt es an einer Gesellschaft, in die man hinein initiert werden kann. Das ist nicht nur eine Frage individueller und persönlicher Entwicklung. Weil ich als Therapeut arbeite, habe ich auch an anderen Initiationsworkshops teilgenommen. Ein nettes Spektakel zumeist. Den meisten teilnehmenden Männern hat es sogar gefallen, weil es ihr erster Kontakt mit dem Männerthema war, immerhin. Ich persönlich war hinterher jedoch tief traurig, enttäuscht, fühlte mich kastriert, und sogar verraten. Initiation sollte nicht in die Hände von Kirchenmännern oder Militärs fallen.
Ich fühle mich so privilegiert, einer derjenigen Männer zu sein, die am „Männerworkshop“ auf dem Herzberg teilnehmen konnten. Wie wertvoll deine Arbeit und dein Konzept ist, wird immer wieder besonders deutlich im Vergleich zu anderen Workshops.
Ich will, dass du das weißt, wie sehr ich es schätze, was du da geschaffen hast. Natürlich gibt es auch hier einiges zu kritisieren, aber insgesamt ist der „Männerworkshop“ das mit Abstand beste und kraftvollste Konzept. Nur hier habe ich wirklich den Schwellenraum eines Passageritus betreten. Du weißt eben was es braucht, um eine unauslöschliche Transformation zu ermöglichen, und nicht bloß eine abenteuerliche Erfahrung zu verschaffen, die sich eine Weile großartig anfühlen mag.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich noch erwähnen soll, wie sehr diese Transformation auf der Kraft der Liebe basiert.
Notizen über John’s Arbeitsweise von Maximilian Riederer, München
28. Dezember 2008
Was habe ich an ihm beobachtet, über ihn erfahren – über seine Art zu arbeiten?
Zunächst sprengt er den gewohnten Kontext, in dem Menschen sich bewegen. Das ist vor allem für den geistigen Kontext gemeint. In welchen Bahnen sie denken; über sich denken; über die Welt denken. Wie sie antworten, anderen begegnen, miteinander interagieren. Wie macht er das? Eine Art von ihm, dies zu tun, ist zu überraschen. Völlig zu überraschen. Durch ungewohnte Antworten, gänzlich unerwartete Sichtweise, provokante Äußerungen, bisweilen in provokanter Sprache, vor allem mit direkter Sprache. Mit begegnender Sprache. Die Seminarteilnehmer lachen viel. Sie werden lockerer. Das ist ein guter Zustand, ein guter Anfang, damit der engen Zelle, in der sie sich geistig, seelisch, spirituell bewegen – in immer gleichen Kreisen, darin verharrend – zunächst für einen Moment entsprungen werden kann. Außerhalb der Zelle, der gewohnten Box, Kiste, Schachtel … für einen Moment. Im Lachen, in der Überraschung, oder auch im Schock. Durch eine neue Sicht, von außerhalb der gewohnten Box, und sei es auch nur für sehr kurz, wird die alte obsolet, unmöglich, nicht mehr so möglich, wie sie es einmal gewesen ist.
John erzählt Geschichten, Anekdoten, Sichtweisen, Philosophische Gedanken … ähnlich wie ein Mythenerzähler. Eine moderne, der Zeit angemessene und zu ihr und unseren Errungenschaften und gegenwärtigen Entwicklungen gerecht werdende mythologische Dimension, d.h. eine Story … fiction … Dadurch eröffnet sich Kontext, Sinn. Das persönliche Leben erhält eine sinnvolle Dimension. Die Kontexte, die John eröffnet, sind ungewohnt, überraschend, verwirrend, bisweilen aus der Bahn werfend. Es wird ein Raum geschaffen, ein Rahmen, in dem Lebensgeschichten erst im Dialog mit John validiert und anerkannt werden. Die ungewohnte Art von John, auf Erzähltes zu antworten macht es möglich, persönliche Geschichte umzuschreiben, weitere, zukünftige Linien der Erzählung werden geschaffen. Es entsteht eine Atmosphäre, in der das persönliche Leben in der Weise von Erzählungen gedacht, gefühlt und erlebt wird.
Mythenerzähler / Mythenweber:
Betrachtet meist auch aus einem spirituellen Blickwinkel. Bisweilen ähnlich den Mythenerzählern: sie erzählen ihre Geschichten und betten das Leben des einzelnen in mythologische Zusammenhänge ein. Das entscheidende bei John ist, daß er weder alten Mythensystemen nachtrauert oder versucht, ihm begegnende Personen in alte Schablonen einzufügen, noch daß er sich in abgehobene New Age Phantasien versteigt. Im Kontakt mit den Teilnehmern entsteht die Erzählung. Und das Gestalten geschieht: jetzt. Keine Schablonen, Methoden, Rezepte. Aber auch nicht bloß emotional tiefe Erfahrungen mit Selbsterfahrungsübungen und körperlicher Selbsterfahrung durch z.B. Schwitzhütte usw. Sondern es wird tatsächlich alter Rahmen zerlegt, und Grundriß, Ausblick und Vision neuen Rahmens in die Seele und in die Welt gestellt. Vision! Arbeitet viel mit Vision.
Für wichtig halte ich hierbei, daß John nicht bierernst und bleiern schwer, sondern leicht, tänzelnd, mit Humor ist und spricht. Er relativiert Leiden, Verstrickung, Selbstversunkenheit. Das eröffnet Raum weiterzugehen und zu erkunden, es macht spielerisch, mutig.
Warum die gemeinsame Gestaltung eines neuen Kontextes so wichtig ist, belegt Antonowski’s Salutogenese-Forschung (Forschung zur Bildung und dem Erhalt von psychischer und physicher Gesundheit). Darin spielt der Aspekt, dass Menschen in ihrem Leben und in dem, was sie tun, Sinn sehen, eine zentrale Rolle. Es ist der entscheidendste Faktor zur Resilienzbildung, für seelische Gesundheit.
Der Sophist:
Natürlich hat John seine Erfahrungen, Schablonen, sein Wissen wie jeder von uns. In den Seminaren halte ichs für entscheidend, daß er diese jedoch nicht zwischen sich und die Personen stellt, sondern ihnen direkt begegnet und sich auf sie einläßt, sich ihnen aussetzt und bereit ist, Emotionen, Energien, Menschen zu begegnen. Es ist ein „Ringen um Wirklichkeit“, in einem Dialog, Trialog usw., zwischen Seminarteilnehmern und John. Es findet ein Wechsel, ein Fechten, ein Tanz, ein Gespräch statt. Ein wahrer Sokratischer Dialog (Methode des Umdenkens, des Einstellungswandels in der Verhaltenstherapie). Wie haben die Sophisten gelehrt? Im Gespräch. Im gesprochenen Wort. John ist einer, der im Gespräch, im lebendigen und lebenden Gespräch ist, gestaltet, wirkt. Im Dialog. Und in der Erzählung, im Erzählen. Es ist gestaltendes Erzählen. Nicht Vorlesen o.ä., sondern Erzählen, das Gestalt, Bild … Wirklichkeit werden läßt. Die Gestalt ist schon da, die Wirklichkeit, die er bei den Teilnehmern wahrnimmt, auch.
Auf mich wirkt er bisweilen wie ein Schelm. Herausfordernd, provozierend, scherzend, zum Lachen bringend, erheiternd. Ein Künstler … des gemeinsamen Schauspiels. Die Bühne: ein paar Menschen, die sich in einem Seminar zusammenfinden. Das Stück: deine Geschichte, dein Leiden, dein Sehnen. Die Quelle des Stückes, das, worauf es verweist – sein Sinn und das, wofür es Metapher ist: dein Leben. Gelebtes Leben. Verantwortung übernehmen für dein Leben, Verantwortung dafür, den eigenen Weg zu gehen.
Die Seminare sind in Bewegung:
Natürlich gibt es für die verschiedenen Seminare gewachsene Konzepte, Seminarbausteine usw. Und gleichzeitig entsteht jedes Seminar, während es geschieht, neu und anders. Das ist ein weiterer wichtiger Aspekt von Johns Arbeit. Dadurch schläft sie nicht ein, ist keine Wiederholung, dadurch lebt sie. Die Stimmung der Gesamtgruppe, der einzelnen Teilnehmer, sowie des Teams aufgreifend.
Er handelt intuitiv und während der Pausen reflektiert er die Vorgänge. Nicht blind! Holt sich Feedback bei anderen aus dem Team. Stellt zur Disposition. Auch hier ist er im Dialog.