Ende der Siebziger Jahre
Zuhause hatte ich ein Atelier, wo ich freischaffend als Grafiker tätig war. Meist arbeitete ich abends bis spät in die Nacht hinein, während alle anderen Familienmitglieder schon schliefen. Spät nachts da kam mir die Vision. Es war immer dieselbe. Ich stand in einem großen Raum vor sitzendem Publikum und sprach. Aus welchem Grunde oder in welchem Zusammenhang — davon hatte ich nicht den blassesten Schimmer. (Klar war nur, dass ich nicht auf einer Bühne und nicht hinter einem Rednerpult stand.) Ich weiss nicht, wie es dir bei dieser Vorstellung geht, aber der Gedanke vor einer Versammlung von Leuten stehen und reden zu müssen, beängstigte mich sehr. (Selbst nach jahrelanger Erfahrung als Seminarleiter macht es mich heute noch nervös.) Allerdings konnte ich mir auch nichts Aufregenderes vorstellen, nichts, was ich lieber getan hätte. Ach, wenn ich das nur könnte, dachte ich sehnsüchtig. Dann brachte mich ein Freund dazu, einen Workshop zu besuchen. Einen dieser Workshops zur Sellbsterfahrung, die in Kalifornien ausgebrütet und an der Ostküste (in und um Boston und New York, um genau zu sein) gerade äußerst populär wurden. Mein Freund war davon restlos begeistert. Dass es mein Leben verändern würde, sagte er. Wie alle anderen Teilnehmer musste ich auch nach vorne gehen, mich den Leuten vorstellen und mitteilen, was ich mir vom Seminar erhoffte. Ich hatte Bammel, mir schlotterten die Knie. Der Seminarleiter, der sehen konnte, wie nervös ich war, wies mich an, tief durchzuatmen. ”Nun schau dir mal die Leute an,” sagte er. Als ich mich umsah, merkte ich, dass der Raum dem Raum in meiner Vision zum Verwechseln ähnlich war genau wie die Leute.
Die Vision ist bereit für uns, doch nicht immer sind wir bereit für die Vision. Sie zeigt uns, wie wir sein können, wenn wir bereit sind, die Reise anzutreten. Die Reise in beängstigend neues Territorium in meinem Fall.