Raum im Raum
Ein 3-dimensionales Erlebnis in einer zunehmend 2-dimensionalen Bildschirmwelt.
Vom Profanen zum Heiligen: die Vision vom Raum im Raum
Vergeblich hatte ich versucht einzuschlafen. Ich stand auf, ging ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher ein. Beim Zappen durch die Kanäle stieß ich auf Rockmusik, die mich in ihren Bann zog. Sie wurde von einem verschlüsselten Sender ausgestrahlt, bei dem das Bild unkenntlich gemacht der Ton aber völlig intakt ist. Rasch erwies sich der Kanal als Pornokanal, einer von jenen, die nur nach Mitternacht senden. Nicht schlecht fand ich die Musik, der Beat war ausgesprochen sexy. Die Töne, die der Mann und die Frau von sich gaben, während sie heftig miteinander zugange waren, waren auch nicht so übel. Zumindest hörten sie sich echt an, also nicht synchronisiert.
Ich fing an zu tanzen, was schon seit Jahren nicht mehr vorgekommen war. (Zur Orientierung: Echte Begeisterung fürs Tanzen hatte ich zuletzt Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre, damals als die Diskos boomten.) Ich hielt meine Augen geschlossen. Da sah ich plötzlich diesen Raum im Raum. Er war rechteckig, nach oben hin offen und hatte zwei diagonal gegenüberliegende Portale jeweils am Ende der längeren Wände; jedes Portal hatte einen Schwellenabsatz — zum Ein- und Austritt je zwei Stufen auf- und abwärts. Vom Profanen zum Heiligen, dachte ich, denn mir wurde bewusst, dass der Raum den größeren Raum in einen Innen- und einen Außenbereich aufteilte, wodurch der innere Raum etwas Heiliges bekam. Eine Art Sanktuarium.
In den darauf folgenden Tagen und Wochen kamen mir mehrere Möglichkeiten in den Sinn, wie der Raum genutzt werden könnte. Zum Beispiel in einem Seminar als Kammer, in die man hineingehen kann, um etwas aus sich heraus zu bringen. An die Wände. Ich sah, wie Leute direkt an die Wände schreiben, zeichnen und malen. Ich stellte mir vor, wie Jugendliche sich solch einen Raum selbst bauen würden. Lass sie einen Raum bauen, um ihn einzunehmen. Was sie außen bauen, bauen sie innen.